Zukunftspreis für Grow Up!

Am 28. Oktober wurde wieder der Augsburger Zukunftspreis an fünf Initiativen, die die Nachhaltigkeit in Augsburg (vor)leben, verliehen. Mit dabei war auch Grow Up!

Bewerbung

Der erste interkulturelle Garten Augsburgs wurde 2009 von der gfi (Gesellschaft zur Förderung beruflicher und sozialer Integration) auf dem Gelände des Kulturparks West initiiert. Nach Ablauf der Projektförderung durch das BAMF (Bundes­amt für Migration und Flüchtlinge) wurde die Trägerschaft 2012 vom neugegründeten Verein „Grow Up! Interkultureller Garten Augsburg e.V.“ übernommen. Etwa 65 Familien und Einzelperso­nen, Menschen mit sicherem Aufenthaltsstatus und Geflüchtete, Reiche und Arme, Gesunde und Kranke, Alte und Junge, Gartenneulinge und passionierte Gärtner gärtnern, feiern, reden und lachen jetzt dort zusammen. 15 Nationen treffen aufeinander, organisieren sich und bilden eine Gemeinschaft, die auf gegenseitiger Hilfe und Toleranz beruht.

Grow Up! ist kein (Zier­)Garten im klassischen Sinn. Die circa zwölf Quadratmeter großen Einzelparzellen werden mit Gemüse und Blumen biologisch bewirtschaftet und bilden zusammen mit dem umfangreichen Altbestand an Bäumen, den dort lebenden Wildtieren und einigen Bienen­völkern einen wertvollen Beitrag zur Biodiversität und zur Verbesserung des Mikroklimas in der Stadt. Der Verein sieht sich dabei als Vermittler von Gartenkultur und den dazu gehörigen Kenntnissen und Fähigkeiten und ist offen für Kunst und Kultur. Es vereinen sich dabei Strömungen des traditionellen Gemüseanbaus mit Ideen des City­Gardenings und Guerilla Gardenings.

Erfahrungen aus unterschiedlichen Kulturen mi­schen sich mit generationenübergreifendem Wis­sen, durch Workshops und Gemeinschaftsarbeit werden diese Kenntnisse geteilt und weitergege­ben. Grow Up! hat sich in den mittlerweile sieben Jahren seiner Existenz zu einem weithin wirksa­men und wichtigen integrativen Teil Kriegshabers entwickelt. Viele Menschen finden Stabilität und Ruhe, andere wiederum können Sozialkontakte pflegen. Einige verbessern ihre Sprachkenntnisse, andere bauen Vorurteile ab und manche benötigen die Bewegung an der frischen Luft als Ausgleich zur stressigen Arbeitswelt. Gemeinsam finden Feiern statt, bei denen köstliche internationale Spezialitäten verspeist werden.

Der Vereinsvorstand besteht aus sechs Personen, drei davon mit Migrationshintergrund. Bei der Vergabe von freien Beeten wird auf Interkultura­lität geachtet. Die Vorstandsarbeit bei Grow Up! gab den Anstoß zur Gründung des Arbeitskreises Urbane Gärten, einem Netzwerk öffentlicher Gartenprojekte in Augsburg. Seit drei Jahren ist Grow Up! für den AK Urbane Gärten Gastgeber eines großen Frühlingsfestes mit vielen Informationen zu Garten und Natur, einem Gartenflohmarkt und einer Pflanzenbörse.

Urban Gardening ist mehr als nur ein Trend. Die steigende Beliebtheit des Gärtnerns schlägt sich in einer langen Warteliste für die Beete nieder. Da die Fläche zum Kulturpark West gehört, ist die Zukunft von Grow Up! leider nicht gesichert. Der Verein hofft, dass dem Garten, der eine so positi­ve Wirkung auf Mensch und Stadt entfaltet, den­ noch eine langfristige Zukunft ermöglicht wird.

Laudatio von Martina Wild, Stadträtin

Urbanes Gärtnern erlebt seit einiger Zeit eine Renaissance. Weltweit wird in den Städten an allen möglichen und unmöglichen Orten gebud­delt, werden auf Mauern und Grünstreifen Blu­men gepflanzt, auf Dächern und Brachen Karotten und Tomaten geerntet.Auch in Augsburg kehren die Gärten verstärkt zurück in die Stadt. Neben die traditionelle Form des Kleingartens treten damit völlig neue Prägun­gen wie Guerilla Gardening und mobiles Gärtnern, aber auch kollektiv betriebene gärtnerische Nutzungen wie Gemeinschaftsgärten werden entdeckt. Die Jury zeichnet den interkulturelle Garten Grow Up! beim Kulturpark West dafür aus, sich seit 2009 für diese neue städtische Gartenkultur in Augsburg einzusetzen. Bei Grow Up! werden von Familien einzelne Parzellen jeweils für sich beackert und gepflegt, gemeinsam gärtnerische Projekte wie die Imke­rei und Streuobstwiese umgesetzt, mit Schulen zusammengearbeitet, um Kindern und Jugendli­chen Natur und Nahrung näher zu bringen, und Feste im Sommer wie im Winter gefeiert. Hinzu kommen Stadtteilaktivitäten, die Beteiligung im AK Urbane Gärten und die Unterstützung anderer Urban Gardening Projekte in Augsburg wie beim Schwabencenter.

Der interkulturelle Garten ist damit ein Ort, an dem gesunde Lebensmittel angebaut, Natur wie­der erfahrbar gemacht und die Vielfalt an Kulturpflanzen erhalten wird. Grow Up! ist zugleich aber auch ein Ort, an dem die Verständigung zwischen Menschen unterschiedlicher Kulturen und Nati­onen sowie die interkulturelle Begegnung und Teilhabe gefördert wird. Dieses Engagement ist nachhaltig und kulturell wie sozial zukunftsfähig.Der interkulturelle Garten ist, wie der Kulturpark West insgesamt, nicht dauerhaft gesichert. Die Jury wünscht sich, dass dieses interkulturelle Urban Gardening Projekt weiter besteht, und hofft, mit der Auszeichnung einen Grundstock für einen neuen Standort legen zu können.